Kloster Banz 2016
Am frühen Sonntagmorgen war es wieder soweit :35 Schüler, begleitet von Frau Dr. Gehrken, Herrn Francke und (mit etwas Verspätung) Herrn Karger, machten sich auf den Weg zum Europaseminar „Europa – Quo vadis?“ der Hanns-Seidel-Stiftung in Bayern. Mit dem Bus ging es in das idyllisch im fränkischen Nordbayern gelegene Kloster Banz. Themen dieses Jahr waren die Ukraine-Krise, der IS und der EU-Beitritt der Türkei.
Die Vorfreude auf das Seminar war groß: „Bald geht’s wieder nach Kreuth! ..ach ne, nach Banz“ – der Ortswechsel von Wildbad Kreuth nach Kloster Banz hat zu Beginn Zweifel unter den Schülern ausgelöst, vor allem unter denen, die das Europaseminar bereits im wunderschönen Wildbad Kreuth miterleben durften. Doch alle Zweifel waren schnell beseitigt, als sich unser Bus dem majestätisch auf einem Berg gelegenen Kloster Banz näherte. Der imposante erste Eindruck wurde bei der Ankunft noch weiter bestätigt, als wir den wunderschönen Innenhof der Klosteranlage durchschritten und auf dem Weg zu unseren Zimmern die langen, zu Beginn sehr verwirrenden Gänge des Klosters bestaunten.
Nach einiger Einfindungszeit und einem dringend benötigten Abendbrot ging es dann auch direkt los mit einem Impulsreferat des berühmt-berüchtigten Dr. Gunther Schmid. Er bereitete uns auf den am nächsten Tag anstehenden Vortrag vor, in dem es um die russische Annexion der Krim und damit einhergehend die russische Außenpolitik unter Putin ging. Während der Vorträge zog er einmal wieder die Zuhörerschaft mit seiner fachlichen und mitreißenden Erzählweise in seinen Bann und bestätigte seinen Status als beliebtester Referent des Seminars.
Am Montagnachmittag legte uns dann Islamwissenschaftler Fabian Schmidmeier die Zusammenhänge des arabischen Frühlings, des Bürgerkriegs in Syrien und der Entstehung des IS dar. Auch er bewies sich als Experte seines Fachgebiets und als exzellenter Redner, der uns allen diese sehr komplexe Thematik gut verständlich erklären konnte. Besonders hervorzuheben ist, dass dies sein erster Vortrag war; von Unsicherheit oder Nervosität war aber keine Spur.
Wie auch im letzten Jahr schon befassten wir uns in dem am Dienstag und Mittwoch stattfindenden Planspiel mit dem EU-Beitritt der Türkei. Jeder bekam eine Rolle zugewiesen; als Abgeordneter des türkischen Parlaments oder als EU-Mitgliedsstaat im Allgemeinen Rat wurde das Pro und Contra der Türkei als 29. Mitglied der Europäischen Union diskutiert. Die EU-Kommission erarbeitete gleichzeitig eine Roadmap, also Kriterien, die von der Türkei als Voraussetzung für einen EU-Beitritt erfüllt werden müssen. Auch über diese wurde wieder im türkischen Parlament und im Allgemeinen Rat debattiert. Das Planspiel wurde geleitet von Julia Thunecke und Lisa Rohrer, die uns stets unterstützen und bei Fragen aushelfen konnten. Die Debatten haben uns gezeigt, dass Politik nicht in großen Sprüngen, sondern in kleinen Schritten gemacht wird, und dass Kompromissbereitschaft eine wichtige Voraussetzung im politischen Geschehen darstellt.
Nachdem das Planspiel am Mittwochvormittag zu Ende war, machten wir uns auf den Weg nach Nürnberg, wo wir eine sehr interessante Führung über das Reichsparteitagsgelände erhielten und uns anschließend im Dokumentationszentrum auf dem Gelände über das Nazi-Regime in Deutschland und besonders auch über die Reichsparteitage der NSDAP informierten.
Den EU-Beitritt der Türkei thematisierte auch Oberst Heinrich Quaden, unser Referent am Donnerstag. Er betonte die gemeinsame Geschichte der Türkei mit Europa und bot uns in seinem Vortrag die Möglichkeit, über aktuelle Themen wie die Flüchtlingsthematik zu diskutieren. Mit provokanten Thesen heizte er die Debatte an, stellte dabei aber stets sicher, dass Dinge nicht einseitig beleuchtet oder pauschalisiert werden.
An dieser Stelle bedarf es einer Danksagung an alle, die das Europaseminar möglich gemacht haben; vor allem an Herrn Francke, der sich einmal wieder als charmanter Organisator des Seminars mit einer unzerstörbar positiven Ausstrahlung bewies. Auch unserem Seminarleiter Fritz Schuder muss großer Dank ausgesprochen werden, für einen reibungslosen Ablauf der Woche und dafür, dass er sich stets für die Zusammenarbeit des OHG mit der Hanns-Seidel-Stiftung einsetzt. Vielen Dank auch an die Lehrer und Schüler unserer Partnerschule in Hoogezand in den Niederlanden, die sich in den Debatten rege beteiligt haben und auch außerhalb der Seminarräume sehr beliebt waren (unter anderem als Bürgermeister beim Werwölfe-Spielen).
Wenn nächstes Schuljahr dann wieder der Aushang zur Teilnahme am Europaseminar in der Agora hängt, kann jedem wirklich nur empfohlen werden, diese Chance zu nutzen.